Das geographische Institut BonnDie Universität Bonn

Evaluation der T-City Friedrichshafen – Michael Lobeck auf der e-motion 2010

Auf der Tagung e-motion 2010 stellte Michael Lobeck die zentralen Ergebnisse der Begleitforschung zur T-City Friedrichshafen vor. Nach einer kurzen Einführung zum Projekt T-City erläuterte er die Struktur der Begleitforschung und präsentierte dann die Ergebnisse, die sich auf die Einschätzung und Nutzung von IKT durch Unternehmen beziehen, dar.

Herr Lobeck betonte, dass das Konzept des Projektes T-City ausgesprochen ambitioniert sei. Die Deutsche Telekom hatte im Sommer 2006 eine Stadt mit 25.000 bis 100.000 Einwohnern gesucht, die bereit war, sich in einen spannenden, aber ungewissen Prozess der Innovationsentwicklung einzubringen. Es ging nicht nur um die Kooperation zwischen einem Unternehmen und einer Stadtverwaltung, sondern um die gemeinsame Projektentwicklung mit einer ganzen Stadtgesellschaft. Bürgerinnen und Bürger sollten sich ebenso mit Ideen zur Nutzung breitbandiger Technologien beteiligen wie Vereine, Verbände, Unternehmen, Politik und Verwaltung.

Den Wettbewerb, an dem sich 52 Städte aus ganz Deutschland beteiligten, gewann die Stadt Friedrichshafen im Februar 2007 mit einem von zahlreichen gesellschaftlichen Akteuren unterstützen Konzept, das viele interne Bezüge und Synergien erkennen ließ. Die Deutsche Telekom baute noch im Jahr 2007 die festnetzgebundene und mobile Dateninfrastruktur in Friedrichshafen auf. Seit dieser Zeit gehört die Kleinstadt am Bodensee zu den am besten mit Breitband versorgten Gemeinden Deutschlands.

Das Geographische Institut der Universität Bonn wurde von der Deutschen Telekom mit der Evaluation des Projektes „T-City“ beauftragt. Ziel der Evaluation ist zum einen die Überprüfung der Erreichung der selbstgesetzten Ziele des Projektes. Die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger soll sich erhöhen, die Standortqualität der Unternehmen ebenso und die Vernetzung der Akteure in der Stadt soll sich verbessern. Neben dieser Wirkungsforschung ist auch eine Prozessforschung von Interesse, mit der erkannt werden soll, wie die Akteure Stadt und Telekom kooperieren, wo es Schwierigkeiten und wo es gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gibt.

Zur Messung der Zielerreichung setzt das Team des Geographischen Instituts auf einen Methodenmix aus quantitativer und qualitativer Methodik. Neben einer jährlichen standardisierten Telefonbefragung von jeweils zufällig ausgewählten 1.000 Bürgerinnen und Bürgern sowie 150 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen werden jedes Jahr 30 leitfadengestützte Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern und Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen durchgeführt.

Die Interviews werden – anders als die Telefonbefragung – jedes Jahr mit den gleichen Befragten geführt. Zusätzlich werden Presse, Dokumente, Ereignisse dokumentiert und fallbezogen analysiert sowie zahlreiche Interviews mit Projektakteuren und Experten geführt und ausgewertet.

Herr Lobeck stellte ausgewählte Ergebnisse aus der Unternehmensbefragung vor:

  •  78 % der befragten Unternehmen (Stichprobengröße 150 – Stichprobenfehler: +/- 6,6 %-Punkte bei einem Sicherheitsniveau von 95 %) kennen das Projekt T-City.
  •  48 % (+/- 8 %-Punkte) stimmen der Aussage zu „T-City wird die Standortbedingungen in Friedrichshafen entscheidend verbessern.“
  •  Ebenfalls 48 % (+/- 8,0%-Punkte) sind darüber informiert, dass sie sich in das Projekt aktiv einbringen können.
  •  34 % (+/- 7,6 %-Punkte) sehen für sich einen Vorteil durch das Projekt T-City und
  •  19 % (+/- 6,3 %-Punkte) beantworten die Frage „Denken Sie, dass die Interessen und Anforderungen Ihres Unternehmens/ihrer Branche im Projekt T-City ausreichend vertreten sind?“ mit Ja.

Besonders weist Herr Lobeck auf die Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmenstypen hin. Insbesondere die Größe von Unternehmen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Nutzung von Lösungen im IKT-Bereich. So nutzen z.B. mehr als 10 % der kleinen Unternehmen keine E-Mail, mehr als 30 % der kleinen Unternehmen haben keine eigene Homepage und mehr als 80 % der kleinen Unternehmen nutzen keine Telefon- oder Videokonferenzen. Dieser Digital Divide im Unternehmensbereich wird laut Herrn Lobeck noch viel zu wenig beachtet.

Als vorläufige Schlussfolgerung zu der Frage, ob das Projekt die selbstgesteckten Ziele der Erhöhung der Lebensqualität, der Erhöhung der Standortqualität und der Verbesserung der Vernetzung erreicht, lautet die Antwort für alle drei Dimensionen: Ja, aber. Aus den Ergebnissen der empirischen Forschung kann man entnehmen, dass die Nutzer der Technologie das Projekt und die hilfreichen Aspekte von IKT vielfach positiv bewerten.

Während die Bekanntheit des Projektes selbst mit 87 % bei den Bürgern und 78 % bei den Unternehmensvertretern relativ hoch liegt, sind konkrete Ziele, Mitwirkungsmöglichkeiten und Detaillösungen im Projekt kaum bekannt. Auch die Bewertung des Gesamtprojektes und der einzelnen Lösungen ist bei den nicht direkt involvierten Bürgern und Unternehmen eher verhalten.

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