Das geographische Institut BonnDie Universität Bonn

Forschungsergebnisse

  • zu den Bürgern und Unternehmen in Friedrichshafen

Bürger und Unternehmen

 

Derzeit ist die Auswertung der ersten Welle der qualitativen Befragung von Bürgerinnen und Bürgern     (34 Gespräche mit 55 Personen im Alter von 13-70; Erhebung Ende2007/Anfang 2008) sowie von Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen (34 Gespräche; Erhebung  Ende 2007) weitgehend abgeschlossen. Ebenfalls weitgehend ausgewertet ist die standardisierte Befragung von 1.000 Bürgerinnen und Bürgern sowie von 150 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen Anfang 2008 - jeweils in Friedrichshafen und einer repräsentativen bundesweiten Vergleichsstichpobe in Städten mit 25.-100.000 Einwohnern.

 

Als erste Ergebnisse zu der Frage, in wie weit Anwendungen von Breitband-IKT Einfluss auf die Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern und auf die Standortqualität von Unternehmen haben, und wie das Projekt T-City bewertet wird, lassen sich zusammengefasst folgende Feststellungen treffen:

 

  • Von den Befragten wird als Nutzen moderner IKT insbesondere die verbesserte Möglichkeit der Kontaktpflege und der Informationsbeschaffung genannt.

 

  • Bezüglich der Nutzung besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen den Altersgruppen. Die jüngeren Nutzer nehmen die Möglichkeiten von Chats und Unterhaltungsangeboten im Netz deutlich häufiger in Anspruch als die Älteren.

 

  • Einige Befragte bewerten die technischen Instrumente (Handy, PC, Browser, ...) weniger als Medium zur Kontaktaufnahme, sondern eher als Konkurrenz z.B. zum face-to-face-Kontakt oder zu körperlicher Aktivität.

 

  • Bezüglich von Aussagen zur eigenen Technikkompetenz und zur Wahrnehmung und Bewertung des Digital Divide besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Männern (höhere Technikkompetenzzuschreibung, geringere Digital Divide-Thematisierung) und Frauen (geringere Technikkompetenzzuschreibung, höhere Digital Divide-Thematisierung).

 

  • Auch bezüglich der Bewertung des Nutzens des Projekts T-City für die Stadt FN und die eigene Person unterscheiden sich Männer und Frauen erheblich. Männer bewerten das Projekt sowohl für die eigene Person als auch für die Stadtgesellschaft positiver als Frauen.

 

  • Als Hemmnisse zur Nutzung verschiedener Informations- und Kommunikationstechnologien werden insbesondere lange Vertragsbindungen, hohe Kosten (für mobile Datendienste und Mobilfunknutzung im Ausland), technische Schwierigkeiten sowie fehlender (Zusatz-)Nutzen genannt.

 

Für weitere Informationen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

 

Michael Lobeck
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 +49 (0228) 73-60212  +49 (0228) 73-60212 

 

  • zu den Einzelprojekten

Mobile Visite

Evaluation des Einzelprojekts „Mobile Visite“

Die Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung des Geographischen Instituts der Universität Bonn führt im Auftrag der Deutschen Telekom die Begleitforschung des Projekts T-City durch. In dem Projektfeld „Gesundheit und Betreuung“ wurde u.a. das Einzelprojekt Mobile Visite untersucht – eine Telemedizin-Anwendung, die ein interaktives Betreuungssystem für Herzinsuffizienzpatienten darstellt und es Patienten erlaubt, von zu Hause aus Kontrolldaten wie Blutdruck und Gewicht an das Telemedizinzentrum in das Klinikum Friedrichshafen zu übermitteln.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um den Einsatz und den Nutzen von Telemedizin bei chronischer Herzschwäche ist das Anliegen der vorliegenden Untersuchung, herauszuarbeiten, wie sich die Anwendung des interaktiven Betreuungssystems Mobile Visite auf die Lebensqualität der Patienten auswirkt. Während bereits eine Vielzahl von quantitativen Studien zu dieser Thematik vorliegen, die sich vornehmlich auf gesundheitsökonimische Aspekte konzentrieren, bedient sich diese Untersuchung qualitativer Methoden*, um die subjektiven Perspektiven der Patienten sowie die damit verbundene Wahrnehmung und Erfahrung im alltäglichen Umgang mit der Krankheit herauszuarbeiten und hieraus abzuleiten, inwieweit Telemedizin einen Mehrwert zu der Standardtherapie bieten kann.

In der Gesamtheit der Patientengespräche zeigt sich, dass sich in der Wahrnehmung der Patienten ihre Lebensqualität durch die Krankheit stark verändert hat, da sie ihr (Alltags-) Leben und ihre Gewohnheiten umstellen mussten. Die Patienten entwickeln einen bestimmten Umgang, um die (neue) Situation, die durch die Erkrankung entstanden ist, zu bewältigen – sie empfinden, dass sie hierbei durch die Anwendung der Mobilen Visite unterstützt werden, indem das System ihnen Sicherheit bietet.

Die zentrale Kategorie Sicherheit, die bezüglich der Beeinflussung der Lebensqualität durch die Mobile Visite aus den Gesprächen abgeleitet werden konnte, zeigt sich in drei Dimensionen:

  • Positive Überwachung: Das System gibt den Patienten ein Gefühl der Sicherheit, indem sie sich in einem positiven Sinne überwacht fühlen. Sie wissen, dass ihre Werte täglich vom Klinikum Friedrichshafen überprüft werden und dass sich ggf. das System respektive das Klinikum meldet, wenn Werte nicht in dem festgelegten Zielbereich liegen. Den Patienten ist es aufgrund der Überwachung möglich, ihren Alltag freier zu gestalten bzw. einige der Interviewpartner trauen sich selbst mehr zu.
  • Betreuung durch das Klinikum: Für die Patienten ist die Tatsache, dass sie durch ein Klinikum – auch über eine geographische Distanz hinweg – betreut werden, von großer Bedeutung. Im Gegensatz zu einem Hausarzt wird dem Klinikum eine bessere fachliche Kompetenz zugeschrieben. Zudem ist es für einige Teilnehmer beruhigend zu wissen, dass sie das Krankenhaus 24 Stunden an sieben Tagen der Woche aufsuchen können. Gleichzeitig können sie darauf vertrauen, dass in einem solchen Fall das Klinikum ihre Krankengschichte sowie die Entwicklung ihres Zustandes kennt. Diese Punkte tragen zu dem Gefühl der Sicherheit bei, welches die Patienten durch die Mobile Visite erfahren.
  • Umgang mit der Krankheit: Durch die Anwendung der Mobilen Visite lernen die Patienten, ihre Krankheit bzw. ihre digitalisierten Werte (Blutdruck/Gewicht) einzuordnen und zu bewerten; dieses verstärkt das Sicherheitsgefühl. Darüber hinaus werden sie unterstützt, mit ihrer Krankheit zu leben und ihren Lebensstil daran anzupassen. Die Anwendung der Mobilen Visite bedeutet eine Stütze, die Regelmäßigkeit im Alltag fördert und den Patienten gewisse Inhalte in Bezug auf die Erkrankung vermittelt.

 

In Bezug auf die drei Dimensionen konnte herausgearbeitet werden, dass diese wechselseitig wirken und sich gegenseitig bedingen und so eine gefühlte Sicherheit durch die Anwendung der Mobilen Visite entsteht. Durch die telemedizinische Betreuung erfahren die Patienten eine Steigerung ihrer Lebensqualität, indem diese ihnen die Alltagsgestaltung und den Umgang mit der Krankheit erleichtert.

 

*Insgesamt wurden in dem Zeitraum von September 2009 bis Oktober 2010 sieben leitfadengestützte Interviews mit Projektverantwortlichen und sechs leitfadengestützte Interviews mit Patienten, die an der Mobilen Visite teilnehmen bzw. teilgenommen haben, durchgeführt.

 

 

 

Für weitere Informationen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Lena Hatzelhoffer

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+49 (0228) 73-60210